Dienstag, 11. April 2017

Ikonen der Zwanziger Jahre Teil 3:

 Josephine Baker

Beschreibung: Josephine Baker at the Folies-Bergère
Datum: 1926 
Quelle: hier
Urheber:  Lucien Waléry (1863-1935)
Lizenz: gemeinfrei


Josephine Baker wurde am 3. Juni 1906 als uneheliche Tochter der Waschfrau Carrie McDonald und des jüdischen Schlagzeugers Eddie Carson in St. Louis, Missouri, geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Am 2. Juli 1917 erlebte Baker ein Pogrom in East St. Louis mit, bei dem nach unterschiedlichen Berichten bis zu hundert Menschen, vornehmlich Afroamerikaner, ermordet wurden. Dieses Erlebnis prägte sie so stark, dass sie später zu einer engagierten Kämpferin gegen Rassismus wurde. Bereits im Alter von 13 Jahren hatte sie ihre ersten Auftritte als Komparsin im Booker Washington Theatre in St. Louis. 1921 heiratete sie den Zugbegleiter Willie Baker, den sie zwar 1925 verließ, dessen Nachnamen sie aber zeitlebens behielt.

Beschreibung: Austrian postcard by Iris Verlag, no. 5293. 
Urheber:  Lucien Waléry (1863-1935)
Lizenz: gemeinfrei
Ihre Laufbahn begann mit 16 Jahren am Standard Theatre in Philadelphia. Anschließend ging sie nach New York und erhielt ein Engagement in einer Vaudeville-Truppe, mit der sie ein halbes Jahr durch die USA tourte. Von 1923 bis 1924 war sie Chorus-Girl in der musikalischen Komödie Shuffle Along in New York und trat dann in der schwarzen Revue The Chocolate Dandies auf. In New York machte Baker die Bekanntschaft des deutschen Dichters Karl Gustav Vollmoeller, welcher auch als Talentsucher und -förderer für Tänzerinnen und Schauspielerinnen tätig war, und ihr Engagements in Berlin und Paris vermittelte. In der La Revue Nègre, die am 2. Oktober 1925 im Théâtre des Champs-Elysées Premiere hatte, eroberte sie mit ihrem Tanz das Pariser Publikum im Sturm, das erstmals einen Charleston zu sehen bekam. Weitere Stationen mit La Revue Nègre waren Brüssel und Berlin, wo sie am 14. Januar 1926 im Nelson-Theater am Kurfürstendamm erstmals in Deutschland auftrat. 1926 und 1927 war sie der Star der Folies Bergère. Sie trat in zwei Revuen von Louis Kenarchand auf, in der sie mit ihrem berühmten Bananenröckchen tanzte.
Beschreibung: Josephine Baker in  "Un Vent de Folie"
Datum:1927
Quelle: hier
Urheber: Lucien Waléry (1863-1935)
Lizenz: gemeinfrei


Am 3. Juni 1927 heiratete sie den sizilianischen Steinmetz Giuseppe Pepito Abatino, der bereits zuvor künstlerisch in ihren Shows mitgewirkt hatte. Abatino, der sich als Graf Di Albertini ausgab, wurde darauf ebenfalls Josephine Bakers Manager. Baker trug nun aus Gründen der Publicity als erste schwarze Amerikanerin einen europäischen Adelstitel. Wegen ihrer unglaublichen Kostüme und Tänze erhielt sie Auftrittsverbote in Wien, Prag, Budapest und München, was sie um so interessanter für das Publikum machte. An Bord des Passagierdampfers Giulio Cesare sang sie in der Kabine für Le Corbusier, der sie nackt zeichnete und daraufhin neue Bauten aus dem Geiste ihres Tanzes forderte; er baute nach der Begegnung die "Villa Savoye".

Nach einer Tournee durch Osteuropa und Südamerika trat sie vor allem als Sängerin in Erscheinung. J’ai deux amours, Aux Îles Hawai und Pretty Little Baby zählten zu ihren erfolgreichsten Liedern.
Sie spielte unter anderem die Hauptrolle in den Filmen La Sirène des Tropiques 1927, Zouzou 1934 und Princesse Tam-Tam 1935.
Description: Josephine Baker 1927
Urheber: Lucien Waléry (1863-1935)
Lizenz: gemeinfrei

Schnell wurde sie zur erfolgreichsten US-amerikanischen Unterhalterin in Frankreich, wohingegen sie in den USA unter Rassenvorurteilen zu leiden hatte. 1936 fiel sie in den USA mit einer Show der Ziegfeld Follies durch, worunter sie sehr litt.

1937 erhielt Josephine Baker durch ihre Heirat mit dem Industriellen Jean Lion die französische Staatsbürgerschaft; die Ehe mit Lion wurde 1942 geschieden. Die Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs verbrachte sie in Frankreich und Nordafrika. Sie trat vor französischen Truppen auf und arbeitete für die Résistance und den Geheimdienst. Sie machte den Pilotenschein, wurde Leutnant und wurde nach Kriegsende in die Ehrenlegion aufgenommen.

Obwohl sie in Frankreich lebte, unterstützte sie die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung schon in den 1950er Jahren. Sie protestierte auf ungewöhnliche Weise gegen Rassismus, indem sie zwölf Waisenkinder unterschiedlicher Hautfarben adoptierte.
Beschreibung: Josephine Baker  im Theater Carré in Amsterdam
Datum: 27. Dezember 1964
Quelle: Gelderen, Hugo van / Anefo
Genehmigung: hier

Mit dieser "Regenbogenfamilie" lebte sie auf Schloss Less Milandes im südfranzösischen Perigord.

1956 kündigte sie ihren Rückzug von der Bühne an, feierte aber 1961 schon ihr Comeback und trat 1973 erfolgreich in der Carnegie Hall  auf.
Am 12. April 1975, nur wenige Tage nach der Premiere ihrer Show Joséphine, in der sie ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feierte, starb sie an den Folgen einer Gehirnblutung.


Quelle: Wikipedia